GEDOK STUTTGART
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Profil

Atelierhaus, Ansicht Hölderlinstraße
Atelierhaus, Ansicht Seidenstraße
Elle Hoffmann
Ida Dehmel

Die GEDOK Stuttgart heute

›Gleichzeitig begann ich etwas von dem zu verstehen, was man als die programmatische Verantwortung der GEDOK bezeichnen könnte: solchen künstlerischen Zwischenfällen einen Ort geben. Ich war begeistert.‹

Ralf Christofori: Auszug aus: Pirouetten im Spagat. In: 50 Jahre Gedok-Haus Stuttgart, 2005

Die GEDOK Stuttgart ist ein undogmatisches Künstlerinnennetzwerk, ein spartenübergreifendes Kulturzentrum, ein Ort des Austausches und der Begegnung, eine Plattform für die unterschiedlichsten künstlerischen Ausdrucksformen.

Getragen vom Engagement der Mitglieder bringt die GEDOK dreimal im Jahr ein Veranstaltungsprogramm heraus mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen, Perfomances, Workshops, Vorträgen, Atelierbesuchen und Festen, in das Mitglieder wie Nichtmitglieder, Frauen wie Männer eingebunden sind. Da die Galerie nicht kommerziell ist, bietet sie den Künstlerinnen zudem einen Raum, um Ideen, Konzepte, Experimente unkompliziert mit der Öffentlichkeit zu teilen. Institutionell gefördert wird die GEDOK Stuttgart von den Kunstfördernden der GEDOK Stuttgart, von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg.

Die GEDOK ist interdisziplinär. Sie vereint Künstlerinnen der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst, der Darstellenden Kunst, der Literatur und der Musik unter einem Dach. Aus dieser offenen Struktur lässt sich auch das Leitmotiv der GEDOK Stuttgart ableiten: Austausch.

Grundpfeiler des GEDOK-Selbstverständnisses sind demnach auch die Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen, das internationale Austauschprogramm mit den Partnerstädten Stuttgarts und die Trägerschaft des Kinder- und Jugendbarockorchesters Die Telemänner.

Politisch engagiert sich der Trägerverband, die Bundesgedok, in verschiedenen Gremien (siehe www.gedok.de/ueber-uns/netzwerke/).

Die Gedok e.V. ist gemeinnützig und wird ehrenamtlich organisiert. Der Verein hat derzeit mehr als 2750 Mitglieder in 23 deutschen Städten (Stand: Mai 2020).

Die Entwicklung der GEDOK Stuttgart

›Wenn nun die Stadt für ein Künstlerinnenheim soviel erübrigen könnte, wie für das Tierasyl – nämlich 25 – 30.000 DM wäre unser Plan, der Aufbau eines Künstlerheimes, gesichert. Und sollte – so leid uns die Tiere sind – für diese Not unter den Kunstschaffenden nicht auch Verständnis zu finden sein? – Ich glaube doch!‹

Elle Hofmann an das Kulturreferat der Stadt Stuttgart, Ende Mai 1951

Die Geschichte der GEDOK ist eng verknüpft mit starken Frauenpersönlichkeiten. Elle Hoffmann, die seit der Gründung der Stuttgarter Ortsgruppe im Jahr 1937 Teil des Vorstands war und die Geschicke der GEDOK Stuttgart nach 1945 19 Jahre lang als Vorsitzende mitlenkte, war eine Frau, die „stur ihren Weg“ ging. Gemeinsam mit den Künstlerinnen stellte sie in der von wirtschaftlicher Not geprägten Nachkriegszeit Festabende und Veranstaltungen auf die Beine, die so großen Andrang fanden, dass weder vorhandene improvisierte Räumlichkeiten noch Stühle ausreichten. Die Erträge flossen teilweise in einen Fonds für Künstlerinnen. 1951 schließlich suchte die GEDOK Stuttgart nach eigenen Veranstaltungsräumen. Der Plan eines eigenen Künstlerinnenhauses nahm langsam Gestalt an.

Elle Hoffmann rang zwei Jahre lang zäh um die Finanzierung, 1953 schließlich konnte mit dem Bau des eigens für die Belange von Künstlerinnen zugeschnittenen GEDOK-Hauses mit seinen 34 Wohnateliers und seinem Veranstaltungsraum für Ausstellungen und Konzerte begonnen werden. 1955 zogen die ersten Künstlerinnen in das von der Architektin Grit Bauer-Revellio entworfene und realisierte Haus ein. 1958 kam ein Erweiterungsbau mit drei Wohnateliers und einem Ballettsaal dazu.

Aktuell leben und arbeiten 20 Künstlerinnen unterschiedlichster Altersstufen und aller künstlerischen Sparten im GEDOK-Haus, das heute Dreh- und Angelpunkt ist für das vielfältige künstlerische Vereinsleben der GEDOK Stuttgart mit seiner anregenden Atmosphäre zwischen Wohnen und Arbeiten, Jung und Alt und dem vielfältigen interdisziplinären Austausch.

Die Gründung der GEDOK

»…Will kein Verein im alten Sinn sein, sondern ein wirkliches vereint-sein; ich wage zu sagen: eine Gemeinde, verbunden im Ziel gegenseitiger Bereicherung.«

Ida Dehmel, Mannheimer Rede, 1927. In: Ariadne. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung. Heft 8, Juli 1987

Die GEDOK wurde 1926 in Hamburg von Ida Dehmel gegründet, zu einer Zeit also, da die Gleichstellung der Geschlechter zwar theoretisch Einzug in die Weimarer Verfassung gefunden hatte, in der Praxis aber durchaus nicht die Norm darstellte. Ida Dehmel war eine außergewöhnliche Frau, die weit über Gattungsgrenzen und Gesellschaftsschichten hinwegdachte und sich für Kunst wie für Frauenrechte gleichermaßen einsetzte. Dass sie heute weitgehend unbekannt ist, liegt an zwei Kriterien, die damals zur gesellschaftlichen Unsichtbarkeit führten: Sie war Frau und Jüdin. 1942 nahm sie sich das Leben.

Ihre Idee einer ›Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen‹ indes trug Früchte. Heute gibt es Regionalgruppen in 23 deutschen Städten, nur das Kürzel GEDOK steht mittlerweile für ›Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden e.V.‹. Ein Alleinstellungsmerkmal der GEDOK ist ihre dem freien Geist Ida Dehmels geschuldete Interdisziplinarität.

Weiterführende Literatur

  • 50 Jahre GEDOK-Haus Stuttgart, Hrsg. Christiane von Seebach, Rita E. Täuber, Tübingen/Berlin 2005.
  • Ariadne. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung. Heft 8, Juli 1987.
  • Frau Architekt. Hg. Mary Pepchinski, Christina Budde, Wolfgang Voigt, Peter Cachola Schmal, Frankfurt 2017.